Mit dem Einzug der französischen Revolutionstruppen in Köln im Oktober 1794 begann die Zeit der französischen Herrschaft im Rheinland, die für die Bewohner der alten Reichsstadt in politischer, sozialer, rechtlicher und kultureller Hinsicht gravierende Veränderungen mit sich brachte. Einen besonderen – und schmerzlich empfundenen – Einschnitt bildete im Jahre 1798 die Schließung der traditionsreichen alten Kölner Universität, die im späten 14. Jahrhundert als vierte Universität des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation gegründet worden war und erst nach dem Ersten Weltkrieg, im Jahre 1919, wiedereröffnet werden sollte. Der Untersuchung der Transformationsprozesse, die das Kölner Schul- und Bildungswesen in der Zeit der französischen Herrschaft erlebte, ist die vorliegende online-Publikation gewidmet: Dank der vielen, bisher unbekannten Quellen, die sie in den Beständen des Historischen Archivs der Stadt Köln und des Landesarchivs Koblenz gesichtet hat, kann die Autorin, Elisabeth Schläwe, Historikerin und ausgebildete Archivarin, die Umstrukturierungen des Bildungswesens zwischen 1801 und 1814 bzw. 1824 en détail nachvollziehbar machen, angefangen bei der Beschreibung der Umstände, unter denen die sogenannte „commission administrative“ als Vorläufer des bis heute bestehenden Kölner Gymnasial- und Stiftungsfonds eingerichtet wurde, bis hin zur Darstellung der Rolle des einflussreichen Buchdruckers Theodor Franz Thiriart (1770–1827): Thiriart war als einziger Vertreter der Schulverwaltung über den gesamten Zeitraum hinweg aktiv, hat als zentraler Protagonist der „Sattelzeit“ in Köln bislang jedoch noch nie wissenschaftliche Aufmerksamkeit erfahren.
Diese Publikation ist im Kontext einer größeren Förderinitiative zur Erforschung der Sammlungen der ehemaligen Kölner Jesuiten entstanden, die der Kölner Gymnasial- und Stiftungsfonds im August 2018 auf den Weg gebracht hat. Neben den Forschungsprojekten am Lehrstuhl für die Geschichte der Frühen Neuzeit der Universität zu Köln fördert der Kölner Gymnasial- und Stiftungsfonds darüber hinaus auch die Erschließung der jesuitischen Büchersammlung aus der ehemaligen Kölner Gymnasialbibliothek an der Universitäts- und Stadtbibliothek. Erste Befunde haben wir – im Anschluss an unsere „Vorgängerprojekte“ zu den Testamenten Ferdinand Franz Wallrafs und zu den Wallrafschen Lehrobjekten – bereits im Jahre 2019 in einer digitalen Publikation zum Physikalischen Kabinett präsentiert, immer verbunden mit der Absicht, unser Wissen über die Kölner Sammler und Sammlungen des 18. und frühen 19. Jahrhunderts auch einem breiteren Lesepublikum zugänglich zu machen.
Abschließend sei erwähnt, dass auch die Realisierung dieser Präsentation von den guten Rahmenbedingungen an der Kölner Frühen Neuzeit profitieren konnte. Sowohl der Austausch mit Henrike Stein, die derzeit an ihrem Promotionsprojekt zum Physikalischen Kabinett der ehemaligen Kölner Jesuiten arbeitet, als auch die Zusammenarbeit mit Christine Schmitt in Fragen der Konzeption und Gestaltung sowie die technische Umsetzung durch Vanessa Skowronek haben zum vorliegenden Ergebnis beigetragen. Ihnen allen sei herzlich für ihr Engagement gedankt!
Prof. Dr. Gudrun Gersmann
Lehrstuhl für die Geschichte der Frühen Neuzeit an der Universität zu Köln
Empfohlene Zitierweise Gudrun Gersmann, Editorial, aus: Elisabeth Schläwe, Umbrüche im Kölner Bildungswesen: Quellen zur napoleonischen und preußischen Zeit (1801–1825) (DOI: https://dx.doi.org/10.18716/map/00007), in: mapublishing, 2021 (Datum des letzten Besuchs).