Einführung

Die zwanzig Jahre der französischen Herrschaft am Rhein brachten in allen Lebensbereichen einschneidende Veränderungen mit sich. Dies galt auch und besonders im Schul- und Bildungswesen der Stadt Köln. Nicht zuletzt riss die Schließung der alten Universität, die mehr als vier Jahrhunderte die Stadt geprägt hatte, eine tiefe Wunde in die Kölner Seele, die erst mit der Neugründung im Jahre 1919 wieder geschlossen werden sollte. 

An die Stelle der früheren Universität traten in französischer Zeit jedoch neue Institutionen und Gremien, die zum Teil bis in die heutige Zeit fortbestehen. Dies betrifft insbesondere den Kölner Gymnasial- und Stiftungsfonds, der seinen Ausgangspunkt mit der Einrichtung der sog. commission administrative am 20. Juli 1800 genommen hat.

Das neu eingerichtete, u. a. mit der Verwaltung der Schul- und Stipendienfonds betraute Gremium erhielt im Laufe der Zeit verschiedene Namen und erlebte auch immer wieder personelle Veränderungen. Eine Konstante bildete allerdings der Kölner Buchdrucker Theodor Franz Thiriart (1770–1827), der als einziges Mitglied den gesamten Zeitraum über tätig war und seit dem Jahre 1806 als procureur-gérant (Rendant) der Schulverwaltung fungierte. Lässt dies auf den ersten Blick auf eine gute, wenn nicht gar erfolgreiche Tätigkeit schließen, so vermittelt das jähe Ende seiner Beschäftigung einen anderen Eindruck. 

In drei Teilen möchte die vorliegende Quellenpublikation Einblicke in diese Zeit der Umbrüche im Kölner Bildungswesen geben. Den roten Faden bildet dabei Theodor Franz Thiriart, der bislang noch keine tiefergehende Untersuchung erfahren hat. Die Quellen des ersten Teils schildern die Herausforderungen, vor denen das Schulwesen stand. Dabei geht es nicht nur um die Einrichtung neuer Bildungseinrichtungen, sondern auch um die Suche nach geeignetem Personal für die Schulverwaltung und schließlich um die Herausforderungen, die für Thiriart mit dem Amt des procureur-gérant verbunden waren.

Im zweiten Teil werden die Bemühungen um eine Kölner Universität nach französischem Vorbild vorgestellt. Denkschriften und Entwürfe dokumentieren die Anstrengungen der Schulverwaltung, die Thiriart im Jahr 1808 nach Paris schickte, um vor Ort für die Einrichtung einer Universität zu werben – letztendlich vergeblich wie wir heute wissen. 

Zu guter Letzt wird mit der Darstellung der Untersuchung gegen Thiriart im dritten Teil zugleich auch der Übergang in die preußische Zeit gestreift. Im Jahr 1814 fand nicht nur der „französische“ Verwaltungsrat sein Ende, sondern v. a. die Zeit Thiriarts als Finanzverwalter desselben. Man warf ihm Veruntreuung vor und wollte ihn seines Amtes entheben – er kam diesem Schritt jedoch mit seinem Entlassungsgesuch zuvor. Es folgte eine rund zehn Jahre dauernde Untersuchung, um der Angelegenheit auf den Grund zu gehen.

Eine vollständige Abbildung der Umbrüche im Kölner Bildungsbereich zu Beginn des 19. Jahrhunderts können und wollen die 22 ausgewählten Quellen, die mehr als 200 Seiten umfassen, ebenso wenig bieten wie eine umfassende Analyse des Falls „Thiriart“. Sie sollen jedoch dazu anregen, den genannten Bereichen künftig eine eingehende Untersuchung zu widmen. In den Beständen des Historischen Archivs der Stadt Köln und des Landeshauptarchivs Koblenz findet sich hierzu eine Vielzahl weiterer Quellen, die auf Auswertung wartet.

Ein besonderer Dank gilt daher dem Landeshauptarchiv Koblenz für die Erlaubnis, die Quellen zu Thiriart aus seinen Beständen hier online präsentieren zu dürfen. Gleiches gilt für das Historische Archiv der Stadt Köln, dessen Quellen(digitalisate) wieder einmal eine Publikation zur Kölner Geschichte bereichern. Für die erneute Möglichkeit mich in Originalquellen vertiefen zu dürfen, gilt Frau Prof. Dr. Gudrun Gersmann mein herzlicher Dank.

Christine Schmitt stand sowohl bei der inhaltlichen Konzeption der Publikation als auch der Übertragung ins Digitale mit Rat und Tat beiseite – auch ihr ein herzliches Dankeschön.

Merci à Dr. Claudie Paye, die sich um die Überarbeitung der französischen Transkriptionen verdient gemacht hat.

Die technische Umsetzung lag in den Händen von Vanessa Skowronek, die von Alexander Goebbels bei der Einstellung der zahlreichen Quellenseiten unterstützt wurde. Vielen Dank!

Empfohlene Zitierweise
Elisabeth Schläwe, Einführung, aus: Dies., Umbrüche im Kölner Bildungswesen: Quellen zur napoleonischen und preußischen Zeit (1801–1825) (DOI: https://dx.doi.org/10.18716/map/00007), in: mapublishing, 2021 (Datum des letzten Besuchs).