Neue Herausforderungen – Schulwesen nach französischem Vorbild

In französischer Zeit wurde das Schul- und Bildungswesen der Stadt Köln vor einige neue Herausforderungen gestellt. Nach der Auflösung der Universität im Jahr 1798 erfolgte zunächst die Gründung einer Zentralschule, deren Professoren mit der Verwaltung des Schulvermögens betraut wurden. [1] Im Jahr 1800 übernahm eine commission administrative die finanziellen Aufgaben. Die Mitglieder der commission erarbeiteten zugleich einen umfassenden Bericht, aus dem sich die – aus ihrer Sicht – wichtigsten Stationen des Kölner Bildungswesens bis ins Jahr 1801 ablesen ließen. 

Mit dem sog. Brumaire-Dekret vom 22. Brumaire XIV [13. November 1805] kam es zu einer neuerlichen Änderung: Die Stadt durfte nach Schließung der Zentralschule im Jahr 1803 neben einer Sekundärschule ersten Grades auch eine solche zweiten Grades unterhalten – ein wahrer kölscher Sonderfall. Die Verwaltung des gesamten Schul- und Stiftungsvermögens wurde nun dem bureau d’administration übertragen, das sich in seiner personellen Zusammensetzung kaum von der commission unterschied. 

Als weitere Herausforderung stellte sich die Suche nach geeignetem Personal für die verschiedenen Schulverwaltungsgremien heraus – so auch im Fall von Theodor Franz Thiriart, der am 1. Juli 1806 zum geschäftsführenden Finanzverwalter ernannt wurde. Anton Keil (1768 – nach 1818), der kaiserliche Prokurator, war nicht von Thiriarts Eignung für das Amt überzeugt. Die übrigen Mitglieder der Verwaltungskammer stimmten jedoch trotzdem mehrheitlich für ihn. 

Thiriarts Aufgaben wurden in einer umfangreichen Dienstinstruktion geregelt, die im Jahr 1812 im Zuge der Reform des französischen Schulwesens erneuert wurde. Die Instruktion des Jahres 1807 hatte u. a. festgelegt, dass Thiriart eine Kaution in Höhe von 12 000 Francs in Immobilien stellen musste – eine Herausforderung für den neu ernannten Prokurator. Die umfangreichen Akten, die sich dazu im Historischen Archiv der Stadt Köln erhalten haben, zeugen vom Ringen um die Bürgschaftsleistung der Familie Claren, ohne die Thiriart sein Amt nicht hätte antreten können. 


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Anmerkungen 

[1] Vgl. Tanja Ahrendt, 200 Jahre Kölner Gymnasial- und Stiftungsfonds. Die zentrale Verwaltung der Studienstiftungen und des alten Schulvermögens in: Kölner Gymnasial- und Stiftungsfonds (Hrsg.), Bildung stiften, Köln 2000, S. 58–93, hier: S. 61.

Empfohlene Zitierweise
Elisabeth Schläwe, Neue Herausforderungen – Schulwesen nach französischem Vorbild, aus: Dies., Umbrüche im Kölner Bildungswesen: Quellen zur napoleonischen und preußischen Zeit (1801–1825) (DOI: https://dx.doi.org/10.18716/map/00007), in: mapublishing, 2021 (Datum des letzten Besuchs).